Nachnutzung der Bunker

In Braunschweig ist der Krieg mit Einstellung der Kampfhandlungen am 12. April 1945 praktisch vorüber. Ein Großteil der Infrastruktur und über 19000 Wohnungen waren zerstört worden und daher wurden die weitgehend intakten Bunker unmittelbar nach dem Krieg zu notdürftigen Wohnungen umgebaut; so z.B. in der Kaiserstraße, am Madamenweg und im Bunker in der Alten Knochenhauer­straße, der so bis Mitte der 1950er Jahre genutzt wurde.
Bunker Ritterstraße entfestigt vor dem Umbau Anderenorts wurden in die Bunkerwände Fensteröffnungen gesprengt, so dass das Bauwerk wie ein Haus hergerichtet werden konnte. Dies bewahrte viele der Bunker auch vor den Plänen der Alliierten, die Bunker nach der Kontrollrats­direktive Nr. 22 vom 6.12.1945 als Maßnahme der Entmilitarisierung zu sprengen (Dies geschah in Braunschweig nur 1947 mit dem Bunker Rühme, Bild). Angesichts der akuten Wohnungsnot der Nachkriegs­jahre wurde nach langem Hin und Her von diesen Plänen Abstand genommen unter der Bedingung, dass die Bunker “entfestigt” werden mussten 1. Dies bedeutete, dass die Außenwände eines Bunkers so geschwächt werden mussten, dass die Schutzwirkung des Bauwerks wegfiel. Gefordert wurde die Entfernung von 25% der Außenwände.
So entstand ab 1948 im Bunker Bockstwete das “Central-Hotel” mit Tanz und Varieté, in dem später Künstler wie Chris Howland und Klaus Kinski abstiegen. In den Bunker Kalenwall, unmittelbar nach dem Krieg als Entlausungs­station benutzt, zog 1948 eine Kneipe ein und seit 1958 befand sich in dem mittler­weile stark umgebauten Gebäude ein Kino (früher das “Lido”, später das “Broadway”). Im Bunker Am Sack wurde im Keller ebenfalls eine Bar mit dem Namen “Tabu” eingerichtet, während später im Ober­geschoss Geschäfts­räume entstanden.

Bunker Ritterstraße heute - Unterbau für ein Wohnhaus Die Bunker Madamenweg, Melverode (Bild), Methfesselstraße, Rehnstoben, Salzdahlumer Straße und Ritterstraße (Bilder auf dieser Seite) wurden zu Wohnhäusern umgebaut und der Bunker Okerstraße dient zumindest einem Wohn­hochhaus als Fundament. Der Bunker in der Kaiserstraße wird 2019/20 ebenfalls zu einem Wohnhaus umgebaut. Der Bunker Alte Waage wurde in den Gebäude­komplex der Berufs­bildenden Schulen III integriert und diente lange Zeit als Katastrophenschutz­einrichtung.
Der Bunker Borsigstraße wurde im Frühjahr 2001 abgerissen. Weitgehend intakt bzw. als Katastrophenschutz­bunker umgebaut sind noch die Bunker Alte Knochenhauer­straße, Kralenriede (der als Denkmal eingestuft ist) und Petritorwall (in Privatbesitz). Die Luftschutz­stollen am Nussberg sind wegen immer noch bestehender Einsturz­gefahr umzäunt und unzugänglich. Der “Kreisbefehls­stand” wurde in den letzten Kriegstagen gesprengt, die Reste dienen heute als Fledermaus­quartier. Die Stollen im Windmühlenberg wurden bei der Neugestaltung des heutigen J.-F.-Kennedy-Platzes abgerissen (Bild).

Weitere Abrisse:
  • März 2003: WLS-Bunker des Karges-Hammer-Werkes, Frankfurter Straße
  • April 2003: WLS-Bunker Hildesheimer Straße (Bild)
  • Januar 2006: WLS-Bunker Bevenroder Straße (Bild)
  • Oktober/November 2007: Hochbunker Am Sack (Bild 1 | Bild 2)

Leider ist die moderne Abrisstechnik so weit fortgeschritten, dass auch Stahlbetonbunker in relativ kurzer Zeit verschwinden können. Es ist daher leider davon auszugehen, dass mittelfristig keine Bunker in ihrer alten Substanz erhalten sein werden. Sollten Sie Kenntnis über einen geplanten Abriss erhalten, so schicken Sie bitte eine E-Mail (Kontakt).